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                Mit dieser Ausstellung durchbricht die Galerie am Gendarmenmarkt 
                ihre Ausstellungsreihe zur figürlichen Plastik und zeigt Werke 
                des in Rangsdorf bei Berlin lebenden Malers, der im vergangenen 
                Jahr seinen 75. Geburtstag feierte und mit einer umfassenden 
                Retrospektive, begleitet von einem großen Katalog in 
                Sondershausen, seinem Heimatort, in Schwerin und in Potsdam 
                geehrt wurde. 
                 
                Die Galerie am Gendarmenmarkt zeigt nun ebenfalls Werke aus 
                sechs Jahrzehnten, Ölbilder, Gouachen und Zeichnungen, 
                Thematisches und Landschaftliches. 
                Freilich kann die Galerie nicht die vielfältige Entwicklung des 
                Malers Paris zeigen, aus Platzgründen und aus Gründen der 
                Verkäuflichkeit, sondern nur punktuell Beispiele herausgreifen, 
                da seine »Ikonen« sich vor allem in Museen bzw. in Privatbesitz 
                befinden. 
                Erinnert sei an solche Bilder wie die »Ernteausfahrt« von 1960, 
                das Triptychon »Dorffestspiele in Wartenberg« von 1961, das 
                Porträt von Wolfgang Heise von 1967, die Porträts zu Ernst Busch 
                aus dem Jahre 1972 oder »Der Streit zwischen Marsyas und 
                Apollon« im Gewandhaus Leipzig von 1981. 
                Solche Bilder haben die Kunstgeschichte der DDR geprägt, mit der 
                sein Schaffen untrennbar verbunden bleibt. 
                Unter deren politischen Verhältnissen stießen die Bilder von 
                Paris so manches Mal neue Türen auf, vermittelten neue Sichten 
                auf Gestaltungsweisen und Inhalte, die dann zum Allgemeingut 
                wurden, oft auch gegen politische Widerstände. Trotzdem genoss 
                Paris eine hohe Reputation. Sie half ihm Spielräume für die 
                Kunst zu erweitern. 
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                Die Ausstellung zeigt, dass Paris in seiner Kunst sehr 
                unterschiedliche Phasen durchschritten hat, beginnend mit einer 
                strengen linearen Flächenhaftigkeit nach dem Studium, über einen 
                stärker malerischen, sinnlich-emotionalen Stil unter dem 
                Einfluss von Otto Nagel, bei dem er Meisterschüler an der 
                Akademie der Künste war, hin zu einer explodierenden 
                Expressivität vor allem im Zusammenhang mit seinen komplexen, 
                thematischen Kompositionen in Reaktion auf das Weltgeschehen. 
                Mit ihnen nahm er auf seine Weise am gesellschaftlichen Leben 
                teil. Bei aller Veränderung seines Stils hat Paris nie die 
                Wirklichkeit aus den Augen verloren hat. Er blieb immer ein 
                Realist, sowohl in der Methode künstlerischen Schaffens als auch 
                in der Sicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse. 
                 
                Heute hat Paris sich verstärkt der Landschaft zugewandt, genährt 
                durch die für ihn neuen Möglichkeiten zu reisen, von Paris bis 
                Indien oder von Irland bis Spanien, sicher aber auch, weil er 
                die Möglichkeiten des Eingreifens in das Zeitgeschehen mit 
                künstlerischen Mitteln als relativ wirkungslos empfindet. 
                Dennoch weisen seine Bilder noch heute Gedankenreichtum von 
                gesellschaftlicher und politischer Relevanz auf. 
                In den Jahren 2003 und 2004 stellte sich Paris noch einmal der 
                Herausforderung eines großen thematischen Werkes, er schuf für 
                die Trinitatis-Kirche seiner Geburtsstadt Sondershausen einen 
                fünfteiligen Flügelaltar.  
                 
                Auch im Werk Ronald Paris hat sich die Vitalität der Malerei der 
                DDR bewahrt, die ihre Kraft geschöpft hat aus dem Traum vom 
                Humanismus und der stetigen Auseinandersetzung mit jenen, den 
                Menschen und die Kunst einengenden Verhältnissen. Im 76. Jahr 
                seines Lebens ist Ronald Paris nach wie vor ein 
                leidenschaftlicher Maler voller Expressivität und malerischer 
                Kultur.  |