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14. März bis 20. April 2008

Neue Werke des Bildhauers Richard Heß

 


Vernissage
Donnerstag, den 13.März 2008, 19.00 Uhr
es spricht Prof. Peter H. Feist,
Kunsthistoriker, Berlin

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Richard Heß im Atelier, 1995
Foto: Ferdinando Cioffi

Vernissage

 

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Rede zur Vernissage der Ausstellung am 13. März 2008
von Professor Peter H. Feist, Kunsthistoriker, Berlin

Professor Richard Heß konnte im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag feiern und ist weiterhin ungemindert produktiv, so wie seit Jahrzehnten. Er zeigt nun vor allem neue Werke, aber dazwischen stehen einige ältere, damit wir besser sehen und würdigen können, wie dauerhaft und prinzipienfest, aber auch wie frisch und modifizierbar sein Kunstbegriff ist, Ich habe mich entschieden, seinen Lebenslauf nicht vorzutragen. Er kann nachgelesen werden. Ich würde Sie auch noch länger vom Anschauen des heute Ausgestellten abhalten, wenn ich die atemberaubend langen Listen seiner im öffentlichen Raum wirkenden Werke und seiner Ausstellungen vorlesen würde. Ich möchte das nur erwähnt haben, weil es Symptome dafür sind, wie sehr es Richard Heß gelungen ist, dass seine Plastik vielen Zeitgenossen zu etwas Wichtigem geworden ist und das auch in Italien, einem Land mit einer so großartigen Tradition von Bildhauerkunst und einer so skeptischen Umstellung zu deutscher Art und Kunst. Man wird nicht so leicht ein Korrespondierendes Mitglied der Accademia Nazionale di San Luca! Wir sehen hier nichts von den oft ganz eigenartigen Reliefs von Professor Heß, und von seinen Zeichnungen ausschließlich Landschaften. Sie unterstreichen eines der Merkmale, die ich an seinem bildhauerischen Schaffen hervorheben möchte: Et geht konsequent vorn Anschauen der Realität aus, selbst wenn er einmal einen Ausflug in die Mythologie macht. Viele Kunstkritiker, die über ihn schrieben, nennen ihn zu Recht einen Beobachter. Er bleibt dabei freilich nie gleichgültig, nimmt vielmehr Anteil, u. zw. völlig unsentimental, und weitet, gegebenenfalls zu Recht voll Zorn, aber niemals plakativ agitierend.
Er hat sich in die großartigen Traditionen europäischer plastischer Menschendarstellungen gestellt und die Reduktion auf ein ungegenständliches bloßes Formenspiel ebenso vehement abgelehnt wie den Rückgriff auf Variationen von Primitivität. Für Heß ist die menschliche Figur ein kultureller Wert, und zwar vorzugsweise als ein unversehrtes Ganzes, und ebenso traditionsverbunden vorwiegend als sinnlich anziehende weibliche Figur, weil er ein Mann ist, und weil die gerundeten, vom Kern her die Oberflächen spannenden Kannen einen Inbegriff von Plastik ergeben. Eine der Ursachen für die Anziehungs- und Wirkungskraft der Werke von Richard Heß dürfte sein, dass jedes mehrfach und auch gegensätzlich zu verstehen ist und damit unser eigenes Mitdenken und Werten herausfordert. Dies ist nun ein Wesenszug aller wirklich bedeutsamen Kunst.
Die Bilder von menschlichem Dasein, zu. denen es Heß drängt, und die er uns vorhält, preisen einerseits Lebenskraft, und Sinneslust, zeigen andererseits deren Gefährdung, Verletzung, Zerstörung an und bezeichnen viele Abstufungen zwischen diesen Polen. Heß hat immer wieder Gestalten geschaffen, die ganz heftig Gewalttätigkeit in Krieg und Völkermord anprangern, Die heutige Auswahl konzentriert sich auf stillere Bilder, die von einem persönlichen Leid oder der Verlassenheit eines einsamen Trinkers erzählen. Da wird die Fähigkeit von Heß sichtbar, mit sparsamen Formen psychische Vorgänge zu erfassen, einen Charakter erkennbar zu machen. Das gilt ebenso für Figuren, aus denen. Lebensbejahung spricht, so wie bei der »Bella Cescnate«, der Schönen, die er in Cescna beobachtete. Dabei ist immer auch ein Moment der verunsicherten Frage im Spiel, das verhindert, dass es zu einer wirklichkeitsfremden platten Idealisierung kommt. Für den Realismus von Heß ist es zwingend, dass er seinen Figuren innere Widersprüche mitgibt, bzw. an ihnen aufdeckt. Das ist, ich wiederhole es, ganz grundsätzlich ein Merkmal wirklich bedeutsamer Kunstwerke. Eine Badende ist ein Lieblingsthema in der Plastik seit dem 19. Jahrhundert. Die »Badende VI« von 2003 fasst dieses Thema anscheinend ganz genrehaft auf. Die Haltung der Frau und das Badetuch lassen irgendwie an Sauna denken. Aber die verängstigt Wirkende sitzt so an einer Kante, als könnte sie gleich in einen Abgrund gestoßen werden (über die Gestalt des hohen Sockels kann man streiten), und ihr Gesicht, ganz anders modelliert als der Leib, ist zu einer dümmlich glotzenden Maske stilisiert. Ist das eine scherzhafte Karikatur oder eine beklemmende Lebensallegorie? Wohl eher das Letztere.
Heß hält daran fest, dass ein plastisches Bildwerk unbewegt und unveränderlich ist, kein Mobile. Aber seine Figuren zeigen fast durchgängig Bewegung, eine momentane Drehung, eine rasche Wendung, oder sie suggerieren auf andere Weise Veränderung und zeitlichen Verlauf, So auch durch die Gestaltung von Torsi, die an Verlorengegangenes erinnern oder künftige Vollendung andeuten können, Nur das sich Ändernde wird der Wirklichkeit gerecht, die in ständigem Fluss ist.
Niemand kann sich der Zukunft sicher sein. Die Künstler gelten nicht länger als die Seher, die Wahrheit und Zukunft verkünden. Aber die besten unter ihnen können uns Mögliches vor Augen fuhren und Wahrscheinliches, das, was als Wahrheit erscheint: warnend, auch hoffend und vielleicht ermutigend. Die Kunst von Richard Heß leistet das. Deshalb ist sie uns wertvoll, und deshalb freuen wir uns schon heute auch auf die nächste Ausstellung von Professor Heß!

 

 

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